Otmar

Klostergründer und erster Abt (St. Gallen SG)

Ort

St. Gallen

Gedenktag

16. November

Attribute

Abtstab und Weinfass

Leben/Legende
Otmar - Fenster auf der Iddaburg | © Barbara Fleischmann

Otmar wurde um 690 geboren. Er war alemannischer Herkunft und stammte wohl aus dem Arbongau. Seine Ausbildung und Erziehung erfuhr der junge Otmar am rätischen Bischofssitz in Chur. Hier stand er im Dienste des Praeses Victor, des Inhabers der weltlichen Gewalt in Churrätien. Nach der Priesterweihe wurde er zum Vorsteher einer Florinuskirche ernannt, vermutlich jener von Walenstadt am Ostende des Walensees. Der Tribun (Sendgraf) Waltram von Arbon, der Grundherr der Gegend, berief ihn zum Neuaufbau der vom Verfall bedrohten Einsiedlerzelle, die der Mönch Gallus um 612 an der Steinach errichtet hatte.

Mit einer Gruppe rätischer Mönche gründete Otmar hier im Jahr 719 das Kloster St.Gallen und wurde dessen erster Abt. Die Abtei blühte auf, 53 Klostereintritte sind unter Otmar im ältesten Professbuch verzeichnet. Zahlreiche Schenkungen und Übertragungen von Gütern in ganz Alemannien vermehrten den Grundbesitz des Klosters. Otmar war vor allem Bauherr. «In den rund vierzig Jahren, während denen er in St.Gallen wirkte, muss er fast immer gebaut haben» (Max Schär). Er errichtete eine neue Klosterkirche, erweiterte die klösterliche Siedlung und passte sie den Bedürfnissen des regelgemässen gemeinschaftlichen Wohnens an. Otmar kümmerte sich auch um Arme und Kranke und baute ein Leprosenhaus, das erste bekannte Spital auf dem Gebiet der heutigen Schweiz. Als «Vater der Armen» ist er in die Geschichte eingegangen.

Nach der Schlacht bei Cannstatt (bei Stuttgart) im Jahr 746, in der die Alemannen vernichtend geschlagen wurden und ihr Herzogtum unterging, musste Otmar auf Anordnung Pippins d. J. anstelle der bisher befolgten Mischregel die Benediktsregel einführen (747). Von den besiegten Alemannen erhielt St.Gallen zahlreichen Besitz als Fluchtgut und geriet dadurch in Konflikt mit den Vertretern des fränkischen Staates, den Grafen Ruthard und Warin. Mit diesen verband sich Bischof Sidonius von Konstanz gegen Otmar, der 759 gefangen gesetzt, vor Gericht gestellt und zum Hungertod auf Pfalz Bodman verurteilt, dann zu lebenslanger Haft auf der Insel Werd bei Stein am Rhein begnadigt wurde. Hier starb Otmar, gebrochen und einsam, am 16. November 759.

Im Jahr 769 begann mit der Überführung der Leiche nach St.Gallen und ihrer Beisetzung in der Klosterkirche die Rehabilitierung Otmars. Am 25. Oktober 864 wurde er durch Bischof Salomon I. von Konstanz heiliggesprochen, am 24. September 867 wurden die Gebeine in die zu seiner Ehre erbauten Otmars-Kirche übertragen. 878 wird Otmar erstmals als zweiter Klosterpatron genannt. Seine Verehrung verbreitete sich zusammen mit dem Gallus-Kult über weite Gebiete der Schweiz und Deutschlands. In der Volksfrömmigkeit nimmt Otmar bis heute einen bedeutenden Platz ein; sein Attribut ist das Weinfässchen.

Quelle: ganz schön heilig, Bistum St. Gallen 2009-2012

Sehenswürdigkeiten Bilder
Otmar | © St. Gallen, Stiftsbibliothek, Cod. Sang. 602, S. 522
Otmars-Reliquie | © Bistum St. Gallen